À Rielle

von Felix Anker

Meine Frau liebte es, wenn ich Ihr mit toten Fischen den Hintern versohlte. Karpfen, Kabeljau, Aal – egal. Es gab keinen, den wir nicht kannten.
Doch alles änderte sich, als ich eines Tages den großen Lachs mit nach Hause brachte. Eine Überraschung zum Hochzeitstag. Erstanden auf dem Parkplatz vorm Supermarkt.
„Aus Kanada“, sagte der Mann, den alle nur den Parkplatzangler nannten.
„Wie viel?“
„Fünfhundert.“
Ich kannte mich aus mit Fisch. Und noch wichtiger: Ich wusste ihn richtig einzusetzen. Den kaltblütigen Kanadier kaufte ich, ohne lange nachzudenken.
Als ich heimkam – meine Frau war schon unter der Dusche – verpackte ich den langen Lachs liebevoll in Zeitungspapier und bettete ihn zärtlich auf das Laken.
So begann unser geheimes Ritual.
Kurz darauf kam sie aus dem Badezimmer; eingeölt wie eine Sardine glänzte sie im Kerzenlicht.
Mir reichte dieser Anblick, um sofort geil zu werden – selbst nach all den Jahren. Doch sie, sie verlangte stets nach mehr. Nach Meer.

Die Sache hatte sich ganz zufällig entwickelt. Vor knapp zwei Jahren, wir waren gerade mit dem Boot draußen, sprang wie aus dem Nichts ein Karpfen an Bord, zappelte über das Holz, dann zwischen ihre Beine, auf der verzweifelten Suche nach Wasser.
Sie kam sofort.

Da stand sie jetzt also neben dem Bett, glitschig wie ein Gestreifter Ohrgitter-Harnischwels. Und da stand ich, auf der anderen Seite des Bettes, hart wie ein Diamant. Sie legte sich aufs Bett, gab sich vollkommen hin und ich verband ihr die Augen mit einem Seidentuch. Ein erstes leises Stöhnen verließ ihre Lippen, als ich begann, den Fisch auszupacken. So vorsichtig wie ich ihn verpackt hatte, wickelte ich ihn wieder aus und brachte ihn immer näher an sie heran. Die erste Berührung mit dem Fisch ließ ihren Körper zucken, sie begann sich zu winden und atmete schwerer. Dann schlang sie ihre Beine um den massiven Fisch, presste ihn an sich wie ein Japanisches Liebeskissen und bewegte ihre Hüften. Immer fester schmiegte sie sich an ihn. Das sanfte Kratzen der Schuppen an ihrer Scham wie ein einsames Grillen-Quartett an einem schwülen Sommerabend. Mein Schwanz pulsierte und pochte wie eine Magma-Ader. Jetzt nur nicht kommen.
Ihr Stöhnen verstummte abrupt und sie rollte sich auf den Bauch.
Ich war bereit.
Mit ganzer Kraft hob ich den Lachs – verdammt schwer, wie ihr euch vorstellen könnt – und ließ ihn vorsichtig über ihren glänzenden Arsch gleiten. Dann riss ich ihn in die Höhe, so hoch ich konnte, und ließ ihn auf sie niederrauschen.
Ein Schlag, dumpf und nass wie ein Donnergrollen über dem mächtigen Ozean, hallte durch unser Liebesnest und mischte sich mit ihrem Lustschrei. Noch einmal. Härter. Immer wieder und wieder fuhr der Lachs wie Gottes Blitz auf sie nieder, bis ihr gesamter Körper vor Lust bebte.
Dann kam sie.
Dann kam ich.
Da lagen wir, überrollt von einem Tsunami aus Schweiß, Sperma und Fischöl, als der Lachs seine frisch gebleichten Zähne zeigte und sagte: „Bitte entschuldigt die Störung eurer postkoitalen Trägheit, aber, nun ja, wie soll ich’s sagen … Ich bin noch nicht fertig.“
Selbstverständlich erschraken wir im ersten Moment, aber es war nur fair, dem armen Kerl für seinen Dienst einen ordentlichen Dank zu geben.
„Also … wie …“
„Wenn ihr es genau wissen wollt“, antwortete der lüsterne Lachs, „ich fand Füße schon immer ziemlich geil.“
Meine Frau hatte nichts dagegen einzuwenden. Ganz im Gegenteil. Ich legte ihn ans Fußende des Bettes und er begann, genüsslich an ihren Zehen zu saugen. Gemeinsam stöhnten sie wie ein Tuwanisches Kehlkopfgesangsduo, als der Lachs an ihr emporglitt, zuerst die Füße in sich aufnahm, dann die Beine. Immer weiter zog er sie in sich hinein, legte sich um sie wie eine zweite Haut aus Schleim und Lust, bis nur noch ihr Kopf aus seinem klaffenden Maul ragte.
Dann kam er.
Dann kam sie.
Dann kam ich.
Und als er starb, wurde er ein Teil von ihr.
Wir haben nie versucht, ihn zu entfernen. Für sie war es keine Qual, für sie war es dauerhafte Lust.
So lange es ging, hielt ich sie in der Badewanne, aber sie sehnte sich nach Freiheit. Auch der Pool, den ich im Garten gebaut hatte, war bald zu klein.
„Lass los, was du liebst“, hat irgendwer einmal gesagt. Also brachte ich sie nach Kanada in den Skeena River.
Dort ließ ich sie frei.


Jeden Frühling kehrt sie dorthin zurück, um Eier zu legen.
Das ist unser geheimes Ritual.
Ich beobachte, wie sie ihre Eier in die nasse Erde drückt und beobachte, wie die Männchen in Scharen ankommen, um sie zu befruchten. Dann werde ich hart wie Granit – bis ich ausbreche wie der Krakatau im Jahre 1883.
Und jetzt weiß ich endlich, was mich wirklich geil macht: Von Fischen betrogen zu werden.

By:

Posted in:


Hinterlasse einen Kommentar