Zwei Texte

von Helena Vranka

Politischer Bericht

Der Feind der Werte schwappt lahmender Zunge/gegen den Maschendraht/
der wir dachten sei Bollwerk/
er quillt darüber hinaus/
der Feind/Gott war fünf als er den geschaffen/ein Kleinkind noch/
der Feind hat blassgelbe Zähne/und knallgelbe Absichten
der Freund frisst dem Feind aus der Hand/
frisst ihm Pico Balla aus der Hand/wie ein Huhn und
kopfnickend als hätt er gar keinen Hals/
der Freund/liegt dem Feind zu Füßen/ein Stapel Freunde/
der Vaterstaat/der Vatersalat verbiegt die Gabel/
“recht pfeffrig” sagt der Außenstehende/der einen Bissen nimmt/
ob anerkennend bleibt dahingestellt/
Über die Gabel kratzen fremdländische Zähne/
lässt Gabel sinken/“Sind da Pico-Balla drin?”
zurück zum Feind:
der Feind schnurrhaart sich folgende Erkenntnis/
wenn der Pfeffer nicht mundet/ungemahlen Pfeffern (!)/
so beißt nur die Minderheit hinein/
Aromatisch gestraft wart dennoch der ganze Salat
man gehe also/als Unbedarfter/ davon aus
dem Freund rostet die Zunge/
mitsamt Geschmackserlebnis aus dem Mund heraus/
anders lässt es sich kaum erklären/


81.
Im Cognac in den seichten Becken seiner Schlüsselbeine/
schwappt fliegend ein fisch/schmiegt
sich dort beharrlich an den Knochen/die Flügel eingeklappt/für immer

Und heute: hält eine halbe Tomate hoch
„oh schau mal.“ Eine rosarote Pause „ein blindes und ein offenes Auge“/Ich will fliegen/mit Fensterflügel in die kalte Nacht/ich spüre schon den Hauch und witter Schnee/den Hoffnungsträger

Zuhause: Pompöse Spompanadeln als Handlungsstränge/wie
Lametta auf einem Christbaum im Jänner/
Essen knittrige Feigen zum Abendbrot/
Die Darbietung öffnet sich mir wie eine Blüte:

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