Intervention

von Felix Anker

Wir haben uns heute hier versammelt, weil Heike aus der Buchhaltung den Michael mit seinem ungespülten Wurstmesser erstechen will, weil der Michael den ganzen Tag Wurst frisst, sagt Heike, deshalb soll er sterben, sie will ihn erschlagen mit einer iberischen Salami, zwölf Wochen abgehangen, sie will, dass er hier im Büro abgehangen wird, weil Wurst ihm wichtiger ist als Arbeit, sagt Heike; wo er bleibt, fragt Heike, nimmt das Messer und geht. Jedes Mal, wenn ich Michael sehe, hängt ihm Leberwurst unter der Nase, er sieht dann aus wie Hitler, die Wurst klebt unter seiner Nase und das sieht dann so aus:

WURST

Hitler war anscheinend Vegetarier, aber vielleicht hat er auch manchmal Leberwurst auf seinen Körper gerieben, damit Blondi was zu lecken hatte. Wir sind heute hier versammelt und Heike ist jetzt weg, aber Lars ist jetzt da, er hat einen Kuchen mit Kerzen gebracht und Luftballons, weil er dachte wir feiern Michaels Geburtstag, aber niemand ist ihm böse, er ist blind und taub und hat keine Beine, aber das ist nicht so schlimm für ihn, weil das schon immer so war und weil das Leben ihm dafür drei Arme gegeben hat mit denen er jetzt mehr Luftballons halten kann. Heike kommt wieder zurück, ohne Michaels Wurstmesser, Lisa lacht und fragt, ob sie ihn erfolgreich erstochen hat, Lisa macht eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau, muss jeden Morgen Kaffee machen und dem Chef einen blasen, hätte lieber was mit Medien gemacht oder mit Australien, aber dafür ist vielleicht irgendwann noch Zeit, denkt sie, aber es ist nicht so, weiß ich. Heike lacht nicht, aber das Problem mit Michael ist gelöst: Herzinfarkt letzte Nacht, wir hängen die Luftballons auf und Lisa bläst die Kerzen auf dem Kuchen aus.

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